Die Anfang des Jahres mit guten Vorsätzen gekaufte Fitnesswatch liegt noch traurig und in ihrer Verpackung? Ihr fragt euch warum ihr überhaupt an eurer Bikinifigur arbeiten sollt, wenn sie dieses Jahr vielleicht eh keiner zu sehen bekommt? Und immer nur alleine im Partykeller Strecksprünge machen motiviert euch einfach nicht genug? Ja, das Wetter gäbe einiges her, aber … pandemische Zeiten zeigen unser unsportlichsten Seiten. Also was tun? Ihr könntet jetzt aus lauter Verzweiflung mit Klorollenjonglieren anfangen. Aber …
Lasst uns doch stattdessen lieber gemeinsam eine Reise machen!
Natürlich virtuell. Mit maximalem Sicherheitsabstand. Aber mit einer Menge Gruppenmotivation. Wir starten die:

Wo geht’s hin?
Wir wollen innerhalb von 14 Tagen – also bis zum 25.4.2020 – nach Olympia. Olympia ist ja bekanntlich der Ursprungsort der olympischen Spiele und Sinnbild für den sportlichen Gedanken. Vom Dojo bis dort hin sind es knackige 2.362 1.935 km! Für einen alleine: zu viel. Für uns zusammen: sicher ein Klacks. Oder?
Wann geht’s los?
Am Montag den 13.4.2020 fällt der Startschuss. Erste Eintragungen können somit am an diesem Tag bis 18 Uhr vorgenommen werden.
Also was müsst ihr genau tun?
In unserer Whatsapp-Gruppe findet ihr den Link zu einer Google-Tabelle. Dort könnt ihr jeden Tag bis 18 Uhr eintragen, was ihr an dem Tag sportlich geschafft habt (was ihr nach 18 Uhr macht, zählt für den nächsten Tag). Wie viel Wegstrecke ihr am Tag zu unserer Reise beitragt, könnt ihr hier ausrechnen:
Joggen, Spazieren, Schwimmen, Rudern: Wegstrecke in km |
Radfahren: Wegstrecke in km/3 (Beispiel: Für 30 km Radfahren können 10 km als Strecke eingetragen werden) |
Yoga/Gymnastik/Klettern/etc.: 150 m pro 1 Minute |
Seilspringen: 250 m pro 1 Minute |
Einzelübungen Medium (wie Liegestützen, Situps): 100 m für 10 Ausführungen |
Einzelübungen Hart (wie Burpees, Klimmzug): 100 m für 5 Ausführungen |
Wer es nicht schafft, sich selber einzutragen, kann auch René seinen täglichen Streckenanteil schicken. Er trägt diesen dann für euch in die Liste ein.
Warum mitmachen?
Weil gemeinsam Sport machen mehr motiviert (deswegen kommt ihr doch auch ins Training, oder?) und ihr nicht den Blick eures Trainers sehen wollt, wenn beim ersten Nach-Corona-Training der Gi nicht mehr passt. 😉
Außerdem werden Vorstand und Trainer sich eine Belohnung für alle in Form eines griechischen Feierspecials einfallen lassen, wenn wir es rechtzeitig nach Olympia schaffen. (Natürlich erst, wenn es wieder bedenkenlos möglich ist.)
Wir werden in der Whatsappgruppe und hier regelmäßig Updates liefern, wo wir uns gerade auf unserer Strecke befinden, was dort so passiert und wie viel wir vom Weg schon geschafft haben. Wir wollen auch immer wieder kleine spaßige Spezialaktionen einbauen. Seid also gespannt. Und vor allem: Macht mit!
So verlief die Challenge
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Tag 11 – Etzadla aber
Finale, oho, Finale, ohohohoho! Nach einem gemeinsamen Frühstück setzt sich unsere Delegation in Bewegung, um die letzten verbleibenden ca. 30 Kilometer zurück zu legen. Bei bestem Wetter und bester Laune ein Klacks für uns.
Wir staunen nicht schlecht als wir Olympia erreichen. Das ganze gleicht nämlich eher einem Festivalgelände als einer historischen Stätte. Bunte Lampions säumen den gesamten Eingangsbereich. Schon aus der Ferne zu erkennen ist eine Art Bungeejumping-Anlage, die optisch an die Brücke aus Mostar angelehnt ist. Die wenigen Eingeweihten aus der Gruppe erklären, dass der Vorstand während unserer Reise nicht untätig war und hier einiges an Attraktionen hat aufbauen lassen.
In einem der Foodtrucks erkennen wir Biggi (aus Neumarkt), die hier bosnische Frühstückskrapfen in allen Variationen anbietet. Für die kleinen Kinder ist eine Landschaft aus albanischen Hüpfbunkern aufgestellt worden. Eine Gruppe von Mönchen aus Meteora ist an einer ziemlich imposanten Kletterwand aktiv.
Zentral im Gelände ist eine große Festivalbühne aufgebaut. Wir werden dort von Jürgen begrüßt, der uns allen zu applaudiert und dann zu einer Rede ansetzt:
Nach dem offiziellen Teil betritt ein ziemlich zerzaust aussehender Typ die Bühne. »Welcome, welcome!«. Ist das nicht dieser komische Vogel aus Banja Luka? Er ist es. Der undeutlich sprechende Mann entpuppt sich als alternder Mumble Rapper „Lil B0$-$“, der hier sofort zu spitten beginnt: »You know which witch, is the richest bitch? Is the meanest snitch? All the way from N, we never had to hitch!«. Sick – und definitv tanzbar. Wie sich heraus stellt ist er aber nur eine Art Vorgruppe.
Ninas hat nämlich vor dem Abflug in München noch die Sportfreunde Stiller als Haupt-Act klar gemacht. Das ganze wird letztlich eine ziemlich wilde Feier. Und an Schlafen ist heute natürlich überhaupt nicht zu denken …
Ende?
Tag 10 – Ein bisschen Wehmut …
… ist heute morgen zu spüren. So kurz vor dem Reiseende, ist die Vorfreude einerseits groß, weil wir unser Ziel bald erreicht haben. Andererseits hatten wir aber ja alle eine spannende Reise, die jetzt bald vorbei ist. Wir entschliessen uns deshalb dazu, heute einfach noch ein wenig rum zu trödeln.
Es ist ja auch so, dass man Athen – wo wir eh schon so nah sind – nicht einfach ignorieren kann. Oder? Wir machen uns also in die Hauptstadt auf, um zu schauen, was wir an einem Tag so alles an touristischen Highlights mitnehmen können.
Den Erwachsenen fällt auf, dass die Kinder heute irgendwas im Schilde führen müssen. Auffällig oft, wird heimlich getuschelt und immer wieder wird vielsagend auf die Smartphones geschaut. Darauf angesprochen kommt nur ein »Nö. Ist nix.»
In Athen angekommen steuern wir zuerst auf den Syntagma-Platz, um uns die Wachablöse der Evzonen anzusehen
und freuen uns dabei über nie gesehene Bewegungsabläufe (die uns an Sketche von Monty Python erinnern), knallrote Mützen und lustige Puschelschuhe der Gardisten. Danach müssen wir unbedingt – wo wir doch schon mal da sind – noch einen original griechischen Mokka trinken. Unsere Wahl um das zu tun fällt auf ein kleines Café in einer Seitenstraße unweit des Platzes.
Das Tageshighlight ist natürlich DER Pflichttermin in Athen: Die Akropolis. Übrigens nach dem Meteora-Felsen, das zweite UNESCO-Weltkulturerbe, welches wir in Griechenland ansehen. Als wir gerade bei der antiken Festungsanlage ankommen, trauen wir unseren Augen nicht. Die Gruppe Eltern & Anhang erwartet uns bereits! Das war also das Geheimnis der Kinder, die sich mit ihren Eltern und den anderen abgestimmt haben. Die Freude ist groß: Es wird sich begrüßt und es werden Neuigkeiten und Erlebtes ausgetauscht. Wie wir erfahren, haben Claudia und Co. die Strecke nach München sportlich zurück gelegt und sind dann den restlichen Weg per Flugzeug gereist. Die Überraschung ist auf jeden Fall gelungen.
Und Nina deutet für morgen sogar noch eine weitere Überraschung an, die sie aber partout jetzt noch nicht schon verraten will.
Der Tag nimmt seinen Lauf und endet nach unserer Abreise aus Athen schließlich in einem schmucken kleinen Gasthaus in Tripolis, wo wir auch die Nacht verbringen.
Tag 9 – Madness? This is Sparta!

Egal ob aus der Schule oder aus dem Kino … die Geschichte um König Leonidas und seinen 299 mutigen Mitspartanern sollte den meisten geläufig sein: 300 Krieger verteidigen Griechenland gegen ein übermächtiges Persien und sterben den Heldentod (jetzt ist hoffentlich niemand gespoilert?), um die Freiheit ihrer Heimat zu verteidigen. Echter Heldenstoff eben, der (siehe oben) auch in der Malerei verarbeitet wurde.
Heute können wir ein winziges Bisschen dieses epischen Märtyrertums schmecken, indem wir den Schauplatz dieser historischen Schlacht besuchen: Die Thermophylen. Der Name kommt übrigens von den heißen schwefelhaltigen Quellen, die es in diesem Landstrich gibt. Überall finden sich hier Hinweisschilder und Denkmäler und wie man das heutzutage eben so macht, werden auch von unserer Gruppe hier fleißig Fotos und Selfies gemacht.

Wir nutzen die Gelegenheit und laufen ab jetzt ein gutes Stück unseres Weges direkt am Meer – der Golf von Malia immer zu unserer Linken. Wie eigentlich überall in Griechenland zeigt sich uns auch hier anhand von Hotels und anderen touristischen Einrichtungen, wie stark das ganze Land doch vom Tourismus lebt. An einem etwas abgelegeneren Abschnitt machen wir eine ausgedehnte Pause und geniessen einfach nur den salzigen Wind im Gesicht und das Rauschen der See. Das Meer zu sehen ist jedes mal aufs neue eine Entdeckung.
Insgesamt machen wir heute ordentliche 200 km Strecke. Ludwig geht mit seinen 45,3 km vorbildlich voran und erhält dafür die Tagesauszeichnung: Sportaner! Jetzt bleiben noch 268 km bis zu unserem Ziel.
Tag 8 – Auf sie mit Geröll!
Willkommen in Griechenland! Heute machen wir effektiv nur knappe 100 km Strecke unseres Gesamtweges gut. Das liegt aber vor allem daran, dass wir uns mehr in der Vertikalen statt Horizontalen bewegen. Das Motto des Tages heißt nämlich: Berge statt Häuser. (Also ein paar Häuser sehen wir schon auch noch, aber dazu später mehr.)
Die Kinder haben gehört, dass es hier im Norden Griechenlands die tiefste Schlucht der Welt gibt. Das wollen wir alle natürlich mit eigenen Augen sehen und besuchen deshalb als erstes die Vikos-Schlucht. Die Meinungen wie tief sie wirklich ist gehen zwar auseinander, aber ob jetzt 600 m oder 1000 m … Beides kommt einem verdammt hoch vor, wenn man oben an der Felskante steht und hinunter schaut.

Da wir noch nicht genug von Geröll haben geht es danach in östlicher Richtung zum Berg der Götter: dem Olymp! Hier sollen nach füherer Vorstellung die – in ihrem Verhalten doch ziemlich menschlichen – Götter Griechenlands wohnen. Wir sehen zwar keine sind aber ob des Bergmassivs trotzdem schwer beeindruckt. Vorsichtshalber laufen wir aber nicht rauf. Mit einem schlecht gelaunten Zeus wollen wir lieber nichts zu tun haben.

Ihr merkt es selbst: Es ist ein Tag der Superlative. Deshalb posten wir heute auch nur Panoramafotos.
Ebenfalls rekordverdächtig und vielleicht sogar am imposantesten ist unsere dritte Station: Die Felsen von Meteora. Hier gibt es eine aus 24 Klöstern bestehende Anlage, deren Gründung aus dem 14. Jahrhundert datiert. Die Mönche müssen früher wirklich große Kletterfans gewesen sein. Oder einfach nur Freunde größter Abgeschiedenheit. Spontanbesuche musste man als eremitisch lebender Mönch früher sicher nicht befürchten, denn zu den ganzen Klöstern rauf zu kommen, treibt uns schon die ein oder andere (oder weitere) Schweißperle auf die Stirn. Heute ist das ganze Gebiet übrigens UNESCO-Weltkulturerbe. Unser Eindruck: Zu recht!

Damit ist unser Hunger nach Geröll und Felsen fürs erste gestillt und wir reisen als Abschluß des Tages nach Karditsa, wo wir in unserer urigen Unterkunft wie Steine ins Bett fallen und fast augenblicklich einschlafen.
Tag 7 – Noch mehr Wasser
Ausgeruht und topmotiviert starten wir unsere Weiterreise. An der erstbesten etwas größeren Straße können wir gerade noch zur Seite springen, damit wir nicht von einem alten 3er Golf überfahren werden. Wir merken schnell: Was in anderen Ländern schon längst auf dem Schrottplatz gelandet wäre, wird hier noch fleißig gefahren.
Was uns erstaunt ist auch insgesamt der recht sorglose Umgang der Albaner mit dem Thema Straßenverkehr. Wenn eine Person auf der Autobahn spazieren geht, wäre das in Deutschland eine Riesensache. Hierzulande ist das an der Tagesordnung. Teilweise werden sogar Waren am Standstreifen verkauft.
Unseren ersten Halt machen wir heute in Tirana, der Hauptstadt von Albanien.

Die Stadt bietet uns viele spannende Eindrücke – der Kontrast aus alter entbehrungsreicher Zeit und Moderne ist wirklich an jeder Ecke zu erleben. Man findet einerseits alle international bekannten Marken (Gucci, Adidas und trallala) und andererseits verfallene Monumente vergangener Zeiten.

Dazu muss man wissen, dass Albanien jahrzehntelang eine kommunistische Diktatur war und erst in den 90er Jahren demokratisch wurde. Ein auffälliges Überbleibsel dieser Diktatur sind die zahlreichen Bunker, die es im ganzen Land gibt und die uns überall auf dem Weg hierher aufgefallen sind.
Ein anderes Zeichen der eher entbehrungsreichen Historie ist die Küche Albaniens, die man überspitzt als etwas … äh … einfallslos bezeichnen könnte. Eine typische Mahlzeit besteht aus aufgeschnittenen Gurken, Tomaten, Schafskäse und Weißbrot.
Weiter geht’s. Nächster Halt ist der Ohridsee, der nur zum kleineren Teil in Albanien – das wir jetzt hinter uns gelassen haben – aber zum größeren Teil in Nordmazedonien liegt. Von der Kirche St. Johannes (Sveti Jovan) haben wir einen fantastischen Ausblick auf das weitläufige Seepanorama und den Galičica-Nationalpark. Damit haben wir jetzt übrigens nach dem größten See auch noch den zweitgrößten See der Balkanhalbinsel gesehen.

Marc ist von der Landschaft sichtlich beeindruckt und man hat das Gefühl, dass auch er jetzt mal ein bisschen von seinem Arbeitsalltag abschalten kann.
Über den nahegelegenen Prespasee suchen wir uns eine schöne Route, die durch waldiges Gebiet führt und durchlaufen dabei gleich mal den nächsten Nationalpark (Prespes). Ein gutes Stück weiter ist Adrian plötzlich ganz aufgeregt. Als wir zu ihm kommen deutet er auf ein großes Willkommensschild:
Wir haben ohne es richtig zu merken griechischen Boden betreten!
Tag 6 – Ein Tag am See
Wir haben uns einen super Tag zum Pausieren ausgesucht: Frühlingshafter Sonnenschein und man kann es sogar im Wasser des Skutarisees – der übrigens größte See der Balkanhalbinsel – gut aushalten. Nur Ludwig kann nicht so ganz abschalten und dreht heute eine einsame Runde um das große Gewässer.

Aus Magnus Bluetoothlautsprechern erklingt blechern …
Am Abend wird der Grill angeheizt. Wir sitzen gemütlich zusammen und lassen das bisher auf der Reise Erlebte Revue passieren. Die Sonne verabschiedet sich von uns, indem sie malerisch hinter dem Panorama der albanischen Berge versinkt.
Mit so einem entspannten Tag haben wir auf jeden Fall Kraft getankt für die letzten noch anstehenden Etappen.
Ein Lob von mir noch mal an alle, die bisher so toll mitgemacht haben (damit darf ich mir dann mein 3. Kompliment heute eintragen 😉 ). Jetzt sind es noch gut 900 km. Der Rest der Reise sollte doch in 3 bis 4 Tagen zu schaffen sein, oder? Natürlich nur, wenn zwischendurch nichts unerwartetes passieren sollte …
Tag 5 – Krapfenzeit
Das wiederkehrende Klopfen eines Spechts weckt uns langsam aus dem Schlaf.
Die Gedanken an die gestrigen Ereignisse kommen uns langsam ins Bewusstsein. Zauberlichter, unzählige Burpees, verschwundene Kinder, eine Hütte … Wir stehen auf und wagen einen scheuen Blick aus der Tür: Von der gespenstischen Stimmung des gestrigen Tages ist nichts mehr zu spüren. Stattdessen zeigt sich uns ein idyllisches Fleckchen Bergwald mit einem kleinen Bach in Sichtweite. Zum Glück hat Mike daran gedacht in Banja Luka etwas Proviant in Form von Uštipci-Teig zu kaufen, den wir am Kamin zubereiten können. Uštipci: Das sind kleine hohle Krapfen (Rezept), die hierzulande zum Frühstück gegessen werden. Wir machen Mike zahlreiche Kompliment für seine Weitsicht (sonst gäbe es ja jetzt nur modrige Tannenzapfen zu essen), während wir genüsslich unseren Hunger stillen.
Danach verlassen wir unsere Unterkunft im Wald. Die Zuversicht, dass gestern noch mal alles gut gegangen ist erleichtert unsere Schritte und wir peilen unser nächstes Zwischenziel Sarajevo an.

Sarajevo ist die Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina und wirtschaftlich und politisch von großer Bedeutung für das ganze Land. Wir entschliessen uns eine Stadtführung zu machen und erfahren dabei viel über die wechselhafte Geschichte der Stadt. Wir sind erstaunt wie viele Moscheen es hier gibt. Laut unserer Stadtführerin sind es mehr als in der 40-mal größeren 12-Millionen-Stadt Teheran!
Auf Anregen von Andreas, der kürzlich mal eine coole YouTube-Doku über Bosnien und Herzegowina gesehen hat, erklärt sich die Gruppe bereit heute einen Umweg zur in Mostar stehenden Brücke »Stari most« zu machen. Dieses Bauwerk gilt als symbolische Verbindung von Ost und West – von Christentum und Islam. In der Stadt Mostar ist es Tradition, dass die Männer der Stadt von der Brüstung der Brücke 20 m tief ins Wasser springen (in verschiedenen Wettbewerben). Ein mitunter ziemliches gefährliches Unterfangen. Sieht aber halt mordsmäßig spektakulär aus.

Christian entschließt sich letztlich es selbst einmal zu probieren und springt mit einem beherzten Satz ins kühle Flußwasser. Nachdem das Eis gebrochen ist, folgen sogar noch ein paar weitere Mutige seinem tollkühnen Vorbild.
Über Dubrovnik folgen wir dem Strandverlauf in südöstlicher Richtung, durchqueren das kleine Land Montenegro und gelangen schließlich (immer mit bestem Blick auf das adriatische Meer) an den Skutarisee, der zu Teilen in Montenegro und zu Teilen in Albanien liegt. Auf albanischer Seite entdecken wir einen wunderschön gelegenen Campingplatz, der direkten Zugang zum See hat!
»Heute haben wir richtig was geschafft!«, sagt Timon (der allerdings erst heute zur Gruppe gestoßen ist). Und recht hat er. Mit über 400 km haben wir bisher die weiteste Etappe zurück gelegt. Weil das so ist und weil morgen Wochenende ist und weil es hier am See so schön ist und weil wir uns eine Pause verdient haben – haben wir morgen frei. Das heißt es wird morgen auch nichts ins Excel-Dokument eingetragen. 🤯
Es hat aber jeder die Möglichkeit an einem Spezial mitzumachen: Wenn ihr jemandem anderem (so wie wir das zum Beispiel vorhin beim Frühstück gemacht haben) ein Kompliment macht – egal ob per Videoanruf, Telefon, Textnachtricht, Postkarte oder was auch immer – könnt ihr euch pro Kompliment einen km in die Bonusspalte eintragen (bis zu einer Maximalanzahl von 3).
Tag 4 – Which witch?
Irgendwie kommen wir heute morgen nicht so richtig in die Gänge. Die letzten 2 Tage waren doch schon ganz schön anstrengend und so wollen wir es heute ein bisschen lockerer angehen lassen. Nur Finn, Marie, Emily und Maja sind kaum zu bremsen und laufen immer weit vor dem Rest der Gruppe. Fast schon außer Sichtweite.
Zusätzlich erschwert uns die mitunter sehr hügelige bis bergige Landschaft das Vorankommen. Auch die Wege sind nicht mehr so gut ausgebaut, wie wir das noch aus Deutschland, Österreich und mit Abstrichen Slowenien gewohnt waren.
Unser Weg führt uns schließlich nach Banja Luka. Das ist die zweitgrößte Stadt und eine der bevölkerungsreichsten Gemeinden des Landes. Auf dem von Römern erbauten Kastell am Rande der Innenstadt machen wir Mittagsrast und genießen die Aussicht. Johannes lässt es sich nicht nehmen an Bea ein Foto des tollen Panoramas der Stadt zu schicken: »Wo bist du eigentlich? Es ist doch Challenge-time. LG, J«, während Thomas Sz. (vorne rechts im Bild) und ein paar andere ein Bad im Fluß nehmen.

Halbwegs wieder trocken schlendern wir noch ein wenig durch die Innenstadt, bevor wir schließlich Banja Luka in südlicher Richtung verlassen. In einem etwas herunter gekommenen Vorort spricht ein älterer und reichlich verwirrt aussehender Mann unseren Daniel in gebrochenem englisch an. Zuerst denken, wir dass er nur etwas Geld möchte, aber er lehnt ab und sagt immer nur etwas das wie »Balkan rich! Balkan rich! (Deutsch: Der Balkan ist reich)« klingt. Oder hat er etwa »Balkan witch« (Deutsch: Balkan-Hexe) gesagt? Wir schauen uns unsicher an, entschließen uns aber den Mann, der immer wieder vielsagend auf die Kinder zeigt, irgendwann einfach zu ignorieren.
Es ist schon spät und entsprechend dunkel, als wir die bergige Waldlandschaft um Vareš betreten.
Die Waldgeräusche, wirken ziemlich gespenstisch.
René nimmt das als Anlass die Kinder mit seinen Geschichten über den Nachtkrapp, die Elmedritsche und den Nachtgieger aufzuziehen. Als wir auf dem Waldpfad immer weniger sehen können beschleicht uns das Gefühl, wir hätten vielleicht einfach früher irgendwo einkehren sollen, statt umbedingt das Ziel abends in Sarajevo (der Hauptstadt des Landes) sein zu wollen, zu verfolgen. Mit unseren Smartphones als Taschenlampen bahnen wir uns weiter unseren Weg durchs Dickicht. Georg hat die Idee, dass man vielleicht mal durchzählen sollte. Oh Schreck. Es fehlen vier Kinder.
Finn, Marie, Emily und Maja sind verschwunden! 😱 …
Update um 20 Uhr
Verena kennt zum Glück einen Findezauber. Aber der hat es in sich. Man muss dazu 1000 Burpees in 15 Minuten schaffen. Ob das klappt?
Ergebnis aus Aktion: Die Gruppe schafft die Zwischenchallenge und absolviert in 15 Minuten 1117 Burpees!
Der Zauber wirkt: Ein kleines blaues Licht entspringt dem Boden, schwirrt ein paar mal um unsere Köpfe und fliegt dann unerwartet einen Hügel runter. Die Gruppe – noch völlig erschöpft – hat Probleme Schritt zu halten. Die Namen der Kinder rufend geht es kreuz und quer bis sich ein gelber Schein hinter ein paar Bäumen abzeichnet. Eine Hütte! Wir blicken durchs Fenster und sehen die vier verlorenen geglaubten Mädchen gemütlich auf dem Boden sitzen. Im Kamin brennt ein Feuer. Als wir die Hütte betreten, sagt Maja: »Ach. Da seid ihr ja endlich. Cool, was wir gefunden haben, oder? Und Feuer haben wir auch schon mal gemacht.«
Tag 3 – Beitrag 3
Nachdem uns die Fahrräder abhanden gekommen sind macht sich ein wenig Trübsinn breit. E-Bike-Pionier Ludwig und Thomas hadern doch letztlich mit der neuen Ausgangssituation. Andere hingegen scheint so ein vermeintlicher Rückschlag erst richtig zu motivieren. Bei wiederum anderen … Ob da vielleicht was bisschen zu viel Zucker heute morgen im Müsli war?
Wir machen uns trotz alledem auf den Weg und brechen gen Süden auf. Vor allem die Kinder amüsieren sich unterwegs immer wieder über Schilder mit Ortsnamen wie »Wundschuh« und »Ponigl«. In der der Nähe von Bachsdorf ist … Nein kein Bach (der vielleicht auch), sondern eine Ansammlung kleinerer Seen. Diese alle individuell zu benennen, hat sich offenbar als zu schwierig herausgestellt, weswegen die Österreicher hier einfach durchnummeriert haben (Jößer See 1, Jößer See 2).
Nach gut der Hälfte unserer Tagesstrecke erreichen wir die Grenze zu Slowenien. Das Land hat etwa 2 Millionen Einwohner und ist damit das 6-kleinste Land der Europäischen Union.
Wir nehmen uns ein wenig Zeit um durch die Gassen Maribors, der zweitgrößten Stadt Sloweniens (etwa so viele Einwohner wie Fürth), zu schlendern und schaffen es – obwohl gar kein Feiertag mehr ist – in einer kleinen Konditorei eine besondere slowenische Festtagsspezialität zu bekommen: ein Potica (eine Art gefüllter Kuchen, hier das Rezept). Lecker!


Etwas später am Tag sind wir an der Grenze zu Kroatien angelangt. Verena freut sich besonders, weil sie in Zagreb Verwandte besuchen möchte. Netterweise erklären diese sich sogar bereit uns ein wenig die Stadt zu zeigen.

Am Marktplatz der Stadt gibt es sogar einen Drogeriemarkt Müller, in dem sich Mario kurzentschlossen mit Haarspray eindeckt (kann mir keiner erzählen, dass seine Haare ohne Chemie so abstehen).
Kurz vor der Grenze zu Bosnien und Herzegowina suchen wir uns erschöpft aber zufrieden eine gemütliche Unterkunft für die Nacht. In deren Garten lässt René einige Kinder zum Abschluss des Tages noch 20 Liegestützen pumpen, nachdem sie ihn mehrmals hinter seinem Rücken als »Ponigl« bezeichnet haben.

Tag 2 – Stadt, Rad, Fluß
Heute erwachen wir von seltsam krächzigen Geräuschen. Klingt als wenn jemand versehentlich auf den Schwanz des Nachbarhunds getreten wäre:
Ach, stimmt. Wir erinnern uns daran, dass wir gestern erzählt bekommen haben, dass hier in der Nähe eine Graureiherkolonnie ist. Wir sehen aus dem Fenster und erblicken ein stattliches Exemplar dieser langhälsigen Zeitgenossen.
Nach einem gar nicht mal üblem Frühstück brechen wir auf Richtung Österreich. Kurz vor der Grenze lassen wir uns es nicht nehmen noch der Stadt Passau einen kleinen Besuch abzustatten. Da es hier hier gleich drei Flüsse (Inn, Donau, Ilz) gibt, in die man seine schon warm gelaufenen Füße halten kann (was wir uns nicht nehmen lassen), ein lohnenswerter Abstecher.

Insgesamt kommen wir heute richtig stark voran. Linz lassen wir deshalb einfach linz liegen und machen den restlichen Tag richtig Strecke. Liegt sicher auch daran, dass wir heute neun fleißige Sportler mehr sind und unter anderem von Angiesophiesarahs Joggingboost profitieren.

Nach gut 380 km und schon zu später Stunde macht sich allmählich die Müdigkeit breit. Gut, dass wir in Graz ein ziemlich schnuckliges Hotel finden, wo wir auch zu später Stunde noch landesübliche Spezialitäten serviert bekommen.
Ziemlich platt fallen wir in unsere Betten. Kurz bevor wir einschlafen haben wir aber noch einen Gedanken … Haben wir die Fahrräder eigentlich vorhin abgeschlossen?
Update:
Oh noooo! Unsere ganzen schicken Sporträder wurden über Nacht geklaut. Was für ein Rückschlag. Es wurden allerdings nur die teuren und zum Glück versicherten Räder mitgenommen. Aber aus dem Ausland sich mit der Versicherung herum schlagen? Umkehren wollen wir natürlich auch nicht – wir haben ja eine Mission! Es sieht so aus, als müssten wir ab jetzt mit Tanyos altem klapprigem Stadtrad vorankommen. Das heißt für den weiteren Challengeverlauf:
Radfahren: Wegstrecke in km/3
(Beispiel für 30 km Radfahren können 10 km als Strecke eingetragen werden.)
Tag 1 – Auf geht’s
Ausgangslage:
Nachdem unsere beiden Reiseleiter noch mal kurzfristig die Route geändert haben, um die Strecke vollständig auf dem Landweg zurücklegen zu können und um dabei möglichst viele verschiedene Länder zu durchqueren, machen wir uns heute tatenfroh auf die Reise.
Reisebericht:
Nachdem wir Nürnberg verlassen haben, steuern wir schnurstracks Richtung Oberpfalz. In Neumarkt machen wir den ersten Stopp – machen Mittag im idyllischen Biergarten Blomenhof. Die Besitzerin Birgit ist von René sichtlich angetan und versucht ihn kurzerhand als Kellner zu gewinnen. Nix da, Biggi. Den brauchen wir noch.
Amüsiert machen wir uns schließlich auf Richtung Regensburg. Wäre es etwas sonniger, wäre man hier fast versucht noch ein wenig in der wunderschönen Innenstadt abzuhängen … Aber so genehmigen wir uns nur einen schnellen Espresso und sind schon wieder unterwegs. Nach knapp 170 km erreichen wir das beschauliche Stephansposching (Landkreis Deggendorf), den Endpunkt der heutige Etappe.
Unser Wirt erzählt uns beim Smalltalk mit ein wenig Stolz in der Stimme, dass letztes Jahr hier sogar mal richtig was los war, als die Feuerwehr ein 20 Jahre altes Autowrack aus dem örtlichen Weiher zog. Die Feuerwehr ging von Vorsatz aus und die Medien berichteten damals sogar überregional! Sozusagen und fast schon ein richtiger Kriminalfall. Spannend.
Bevor wir uns schlafen legen, überlegen wir noch, wie wir den Kindern morgen ausreden ins hiesige Erlebnisbad zu gehen (das auch immer so viel Werbezettelkram in Hotels ausliegen muss), statt weiter zu reisen. Wir haben ja noch knapp 2.200 km vor uns.
Analyse:
Quasi aus dem Nichts erscheint unser Nic und leistet gleich mal den zweitgrößten Beitrag zur Tagesstrecke. Chapeau! Zugpferd Number 1 ist jedoch Maja. Mit ihrem Beitrag von umgerechnet 1950 Burpees leistet sie einen enormen Beitrag zum Kontingent für Reisetag 1. Danke dafür.
Bildquellen
Foto von Leonidasstatue: EntaXoyas | Wikimedia Commons
Foto von Meteorafelsen: Wisniowy | Wikimedia Commons
Foto des Olymp: stg_gr1 | Wikimedia Commons
Foto der Vikos-Schlucht: Onno Zweers | Wikimedia Commons
Foto vom Ohridsee: Gorjan Ivanovski | Unsplash
Foto von Fenstern aus Tirana: Mika | Unsplash
Foto von Tirana: Daniel Frese | Pexels
Foto vom Skutarisee: Anna Ilieva-Alikaj | Wikimedia Commons
Foto aus Sarajevo: Milana Jovanov | Unsplash
Foto aus Banja Luka: Rade Nagraisalović | Wikimedia Commons
Foto aus Zagreb: Kristijan Arsov | Unsplash
Foto von Potica: Tyler Lastovich | Unsplash
Foto aus Maribor: Katja Nemec | Unsplash
Foto aus Graz: Josh Hild | Unsplash
Foto aus Pasau: ruddy.media | Unsplash
Foto in Challenge-Bildmontage: Steven Erixon | Unsplash